Vizerektorat Forschung
Die Berner Forschenden waren trotz erschwerter Bedingungen auch 2020 sehr erfolgreich
Prof. Dr. Daniel Candinas

«Der Erfolg bei der Vergabe der nationalen Forschungsmittel zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»

Universitätsleitung

Ausserordentliches geleistet

Der Lockdown hat die Forschungstätigkeiten eingeschränkt, aber auch einen wertvollen Lernprozess angestossen. Sehr aktiv waren Berner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gerade auch in der Forschung an und gegen Covid-19.

 

Von Prof. Dr. Daniel Candinas, Vizerektor Forschung

Die ausserordentliche Lage im Zusammenhang mit der Coronapandemie hat auch den Forschungsbetrieb der Universität im vergangenen Jahr in vielfältiger Weise gekennzeichnet und ging mit einem Lernprozess einher, der uns wertvolle Informationen über das Funktionieren der Universität als Ganzes geliefert hat. Mit etwas Abstand zu den Ereignissen der vergangenen Monate und einem vorsichtigen Blick nach vorne kann ich festhalten, dass wir wohl das hohe Mass an Eigenverantwortung, Selbstorganisation und Improvisationsvermögen der Forschenden an dieser äusserst vielfältigen forschungsintensiven Universität etwas unterschätzt haben.

 

Wussten Sie, dass?

«Mit Interfakultären Forschungskooperationen (IFK), die 8 bis 13 Forschungsgruppen aus diversen Fakultäten vereinen, fördert die Universität Bern die interdisziplinäre Forschung gezielt. Die drei IFK zu Schlaf, religiösen Konflikte und der Gesundheit von Umwelt, Pflanze, Mensch und Tier wurden 2020 aufgrund ihres eindrücklichen Leistungsausweises verlängert.»

Forschung im Notbetrieb

Als im März 2020 der landesweite Lockdown ausgerufen wurde, war die Unsicherheit gross, zumal nur spärlich belastbare Informationen vorlagen und Bilder von Armeelastwagen, die in der Lombardei nächtliche Leichentransporte durchführen mussten, grosse Besorgnis und Betroffenheit auslösten. Die Universitätsleitung hat in dieser Phase eine Serie von Massnahmen mit prioritärem Fokus auf die Sicherheit der Mitarbeitenden und die Sicherung unserer Infrastrukturen erlassen. Hauptziel dieses Notbetriebs in der Forschung war die Weiterführung von unverzichtbaren Forschungstätigkeiten, die eine physische Präsenz an Ort und Stelle bedingen. Dies betraf vor allem Versuche mit Substanzen, Pflanzen und Tieren sowie laufende Experimente, die nicht ohne schwerwiegende Folgen komplett unterbrochen werden konnten. Insbesondere die Forschung an und gegen Covid-19 fiel in diese Ausnahmeregelung.

Im Laufe dieses Notbetriebs wurden knapp 250 Gesuche für einen Notbetrieb bearbeitet, wovon rund 200 mit mehr oder weniger Auflagen bewilligt werden konnten. Für die theoretischen Naturwissenschaften und die Geistes- und Sozialwissenschaften war die Weiterführung am heimischen Arbeitsplatz zwar etwas leichter zu bewerkstelligen, aber ebenfalls mit beträchtlichen Folgen verbunden. Auch wenn sich mit den ersten Lockerungen auf den Sommer hin das Syndrom der «viereckigen Augen» bei manchen Universitätsangehörigen in ungewohnter Häufigkeit beobachten liess, war es doch erstaunlich zu beobachten, wie sich innert kürzester Zeit die digitale Kommunikation auf allen Kanälen durchgesetzt hatte und der Forschungsbetrieb in neuen Bahnen wieder aufgenommen werden konnte. Es hat sich in diesem Zusammenhang allerdings auch gezeigt, wo die Schwachpunkte liegen und wie unsere teilweise veralteten Infrastrukturen für effizientes Arbeiten unter erschwerten Bedingungen gefordert wurden.

Die weiteren Phasen im Coronajahr 2020 waren durch eine Art «drôle de guerre» mit wellenförmigen Ereignissen gekennzeichnet. Was anfänglich zentral reguliert wurde, konnte schrittweise in die Verantwortung der Fakultäten und Institute zurückgegeben werden. Wichtig geblieben ist die Umsetzung der angepassten Schutzkonzepte und dass Informationen über kritische Ereignisse im gesamten Forschungsbetrieb zeitnah verfügbar sind. Die Phase des Notbetriebs hat diesbezüglich manchen Kommunikationskanal aktiviert, den wir heute nicht missen möchten und der uns hilft, individuelle Fragestellungen differenzierter anzugehen, als dies anfänglich möglich war.

Förderung der Interdisziplinarität zahlt sich aus

Bei der Vorbereitung dieses Berichts ist mir aufgefallen, wie aktiv und erfolgreich Berner Forschende in diesem speziellen Pandemiejahr trotz erschwerten Bedingungen waren. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf die rund 200 SNF-Projektanträge oder die gut 40 neu eingeworbenen EU-Projekte hinweisen. Besonders erfreulich ist, dass auch zahlreichen Nachwuchsforschenden Erfolg beschieden war.

Abschliessend noch einmal zurück zu Corona: Im Bereich der Covid-19-Forschung lancierte der Schweizerische Nationalfonds zwei Programme, bei denen die Universität Bern sehr erfolgreich war. In der «Sonderausschreibung Coronavirus» erhielten acht Berner Projekte (von schweizweit 36) eine finanzielle Förderung von insgesamt 2,4 Millionen Franken (von schweizweit 10 Mio.). Beim Nationalen Forschungsprogramm 78 «Covid-19» waren es sieben Berner Projekte mit 6 Millionen Franken (schweizweit 27 Projekte mit 20 Millionen). Dem Standort Bern kam zugute, dass bestens qualifizierte Forschende bei uns wirken, dass auf die methodische Exzellenz in den Grundlagenfächern besonders wert gelegt wird und dass über viele Jahre ein interdisziplinärer Ansatz gefördert wurde. Auf dieser Grundlage konnten rasch und flexibel neue Arbeitsgruppen mit innovativen Ansätzen von der Grundlagenforschung über die klinische Translation hin zu psychologischen, sozialen und ökonomischen Fragestellungen gebildet werden. Das Themenspektrum ist breit – es reicht von pneumologischen Fragestellungen über epidemiologische bis zu sozialwissenschaftlichen Themen. Festzuhalten ist auch die internationale Vernetzung, sind doch an den geförderten Projekten auch Forschende aus Oxford, Yale und Tokio beteiligt. Der Erfolg bei der Vergabe der nationalen Forschungsmittel zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

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