Gesundheit und Medizin
Zahlreiche Forscherinnen und Forscher der Universität Bern befassten sich 2020 intensiv mit Sars-CoV-2 und dessen gesundheitlichen, gesellschaftlichen, ökonomischen oder psychologischen Auswirkungen.
Corona warf Anfang 2020 bei vielen Berner Forschenden die Jahrespläne über den Haufen. Einige befassten sich fast nur noch mit der Pandemie und ihren Auswirkungen, obwohl ihre Forschungsschwerpunkte eigentlich anderswo liegen. Andere wiederum forschten schon jahrelang zu Coronaviren und sind international bestens vernetzt, was für die Berner Corona-Forschung ein grosser Vorteil war und ihr einen Vorsprung bescherte.
Berner Expertise war in internationalen Forschungsgruppen, in den Medien und für Beratungsleistungen gefragt, etwa im Umgang mit infektiösen Proben, oder in der Covid-19-Taskforce des Bundes. Insgesamt engagierten sich im Jahr 2020 sechs Expertinnen und Experten der Universität Bern in der Task Force.
Die gewonnenen Erkenntnisse aus einem Jahr interdisziplinärer Corona-Forschung werden nun in einem neuen Forschungszentrum gebündelt und weitergeführt: Im Dezember 2020 wurde mit der finanziellen Unterstützung der Stiftung Vinetum an der Universität Bern ein fachübergreifendes Zentrum für Infektionskrankheiten gegründet. Es soll dazu beitragen, gegen künftige Epidemien und Pandemien besser gerüstet zu sein.
Die Epidemiologen Christian Althaus und Julien Riou vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) berechnen anhand von Daten aus China, dass eine Person im Schnitt zwei weitere infiziert. Sie warnen: Ohne starke Kontrollmassnahmen besteht das Risiko einer weltweiten Ausbreitung.
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Der Gruppe um den Virologen Volker Thiel gelingt es weltweit erstmals, einen synthetischen Klon des Coronavirus herzustellen. Diese Klone werden nun von Forschergruppen weltweit eingesetzt, um Corona-Proben zu testen, antivirale Medikamente zu finden und möglichst rasch Impfstoffe zu entwickeln. Dieser Durchbruch, der in nur einer Woche Labor-Arbeit entstand, sorgt für Schlagzeilen rund um den Globus.
Der Berner Psychologe Thomas Berger ist an einer Online-Beratung für Paare beteiligt, die kostenlos angeboten wird. Ziel ist es, Paarbeziehungen in Zeiten von Stress zu stärken und die gegenseitige Unterstützung zu stärken.
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Wie gefährlich ist das Coronavirus und welche Eindämmungsmassnahmen wirken? Das Projekt mit Beteiligung von Christian Althaus und Nicola Low vom ISPM hat zum Ziel, die Auswirkungen von Covid-19 auf das Gesundheitswesen, die Wirtschaft und die Gesellschaft in Europa zu vermindern.
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Am Institut für Infektiologie werden in einem Biosicherheitslabor der Schutzstufe 3 unter strengsten Sicherheitsmassnahmen Bakterien und Viren untersucht, die hochansteckend sind und für die es keine Impfung gibt – auch Sars-CoV-2. Dies verstärkt die gemeinsame Corona-Forschung von Universität Bern und Inselspital.
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Ein internationales Fachgremium hat unter der Leitung von Mathias Wirth Empfehlungen erarbeitet, um eine Triage von Covid-19-Erkrankten bei einer Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Die Empfehlungen helfen bei schwierigen medizinischen Entscheidungen und verbessern die Versorgung von schwer an Covid-19 Erkrankten.
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Ein internationales Team mit Berner Beteiligung zeigt auf, dass ein körpereigenes Protein unseres Immunsystems das neue Coronavirus an der Fusion mit unseren Zellen hindert. Dies weckt Hoffnung auf neue Therapieansätze.
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Ein klassischer Neutralisationstest dauert in der Regel zwei bis drei Tage und muss in einem Hochsicherheitslabor mit infektiösen Coronaviren vorgenommen werden. Ein schweizerisch-deutsches Forschungsteam aus Bern und Bochum präsentiert nun einen Test, der nur 18 Stunden dauert und keine hohen Sicherheitsanforderungen stellt.
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Die Berner Biochemiker Oliver Mühlemann und Evangelos Karousis haben zusammen mit Forschenden der ETH Zürich einen Vorgang entdeckt, den das Virus für seine Vermehrung nutzt. Dieses Wissen hilft bei der Entwicklung von Medikamenten und Impfungen.
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15 Berner Forschungsprojekte werden vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt, um Lösungen zur Bekämpfung der Pandemie in der Schweiz zu erarbeiten. Ihre Themen reichen von den Auswirkungen von Covid-19 auf das Herz-Kreislauf-System bis hin zum Einsatz künstlicher Intelligenz in der Behandlung von Covid-19-Erkrankten im Spital.
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Lange war unklar, wie wichtig die asymptomatischen Fälle bei der Verbreitung des Virus sind. Ein Team um die Epidemiologin Nicola Low zeigt nun, dass sie keine grosse Rolle spielen: nur 20% der Infizierten bleiben ohne Symptome, während 80% Symptome entwickeln.
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Das fachübergreifende Forschungszentrum für Infektionskrankheiten verbindet medizinische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragestellungen. Es soll kommende Epidemien und Pandemien interdisziplinär erforschen, damit diese und besser bekämpft werden können. Das Zentrum wird von der Stiftung Vinetum mit 30 Millionen Franken unterstützt.
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«Alle zirkulierenden Sars-CoV-2-Erreger hätten zusammengepfercht ein Volumen von rund 160ml. Damit würden die Viren nicht einmal einen gängigen Joghurtbecher füllen, der in der Regel 200ml fasst. Dies hat ein britischer Mathematiker berechnet.»