«Die finanziellen Konsequenzen der Pandemie werden sich vor allem in den kommenden Jahren niederschlagen.»
Universitätsleitung
Während sich die Universität Bern bei der Grundfinanzierung auf einen soliden Kantonsbeitrag verlassen darf, bedrohen die Verzögerungen bei der Erneuerung und Erweiterung der baulichen Infrastruktur die Wettbewerbsfähigkeit der Universität. Dies beeinträchtigt auch die Entwicklung der ganzen Region.
Von Markus Brönnimann, Verwaltungsdirektor
Die Verwaltungsdirektion stellt neben den Systemen und Infrastrukturen einen grossen Teil der Services sicher, damit der Lehr- und Forschungsbetrieb funktionieren kann. Entsprechend gefordert waren wir durch die Coronapandemie: Es galt nicht nur innert Kürze Fernunterricht und Home-Office möglich zu machen, auch mussten Schutzkonzepte in Gebäuden und Bibliotheken ständig den wechselnden Regimes angepasst werden. Wir können mit gutem Recht behaupten, dass wir diese herausfordernde Zeit gut gemeistert haben.
Natürlich haben auch wir viel gelernt. Wir wissen, wo administrative Prozesse weiter vereinfacht werden können, wie und welche Besprechungen über Videokonferenzen funktionieren und wir wenden zunehmend digitale Werkzeuge an, die unsere Zusammenarbeit vereinfachen. So kommt es gerade richtig, dass in der Verwaltungsdirektion seit Mitte Jahr der Digital Officer der Universität seine Arbeit aufgenommen hat.
Während wir in der digitalen Arbeitswelt zu einem vielleicht etwas grossen Schritt gezwungen wurden, ist im Infrastrukturbereich der Universität leider zu wenig passiert. Die Universität ist aufgrund ihres guten Rufs attraktiv für Forschende und Studierende, die entsprechend Labore, Büros oder Lernplätze brauchen. Zwar konnten auch hier Erfolge gefeiert werden. So konnte der Wettbewerb für das Forschungsgebäude der Medizin auf dem Insel-Areal abgeschlossen werden und es ist gelungen, in denkmalwürdigen Objekten moderne Laborinfrastrukturen einzurichten. Die Inbetriebnahme des in der Schweiz einzigartigen Biosicherheitslabors der Stufe BSL-3 im Institut für Infektionskrankheiten kommt angesichts der Pandemie auch nicht zum falschen Zeitpunkt. Weitere wichtige Infrastrukturprojekte stecken aber weiterhin in der Planung. Aufgrund struktureller und personeller Schwierigkeiten in der Baudirektion des Kantons Bern sind sie kaum vorangekommen. Dieser Umstand macht uns grosse Sorgen. Zudem wird der bereits grosse Instandsetzungsbedarf immer grösser und die Universität muss zunehmend mit eigenen Betriebsmitteln Sofortmassnahmen umsetzen, obwohl die Gebäude dem Kanton gehören.
Wir haben deshalb gemeinsam mit den an den Projekten beteiligten kantonalen Stellen Vorschläge zur Problemlösung erarbeitet, die im Grossen Rat diskutiert wurden. Leider sind nicht alle Vorschläge auf Zustimmung gestossen. Im Bereich des Gebäudeunterhalts sind aber Lösungen denkbar, die der Universität mehr Verantwortung übertragen, um dringende Unterhaltsmassnahmen schneller umsetzen zu können.
Während sich die Universität bei der Grundfinanzierung durch den Kanton auf einen soliden Beitrag verlassen darf, ist heute bereits absehbar, dass wir im Bereich der Gebäude mittel- bis langfristig erhebliche Lücken haben werden. Dass sich dies auf die Position der Universität Bern im Wettbewerb um kluge und motivierte Köpfe auswirken wird, ist nachvollziehbar. Diese negative Wirkung betrifft dabei auch die Region Bern als Bildungs-, Forschungs- und Wirtschaftsstandort.
Der Gesamtumsatz der Universität hat sich 2020 gegenüber dem Vorjahr kaum verändert und beträgt 916,9 Millionen Franken. Das Jahresergebnis aus der Gesamtrechnung beläuft sich auf 35,5 Millionen Franken, das Ergebnis aus Grundmitteln beträgt 4,1 Millionen Franken. Umsatz und Ergebnis sind geprägt durch die Coronapandemie. Viele Projekte und Arbeiten haben sich durch den Lockdown verzögert oder konnten nicht begonnen oder durchgeführt werden. Dies führte zum einen zu Minderaufwendungen und damit zu einer Entlastung des Ergebnisses. Zum anderen wurden Dienstleistungen nicht mehr nachgefragt oder konnten durch uns nicht mehr erbracht werden. Dies hat bei verschiedenen Betrieben zu massiven Ertragseinbrüchen geführt. Die finanziellen Konsequenzen der Pandemie werden sich dabei vor allem in den kommenden Jahren niederschlagen. Um ein Beispiel zu nennen: Wir werden die Finanzierung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu tragen haben, dessen Projekte sich aufgrund der Einschränkungen zeitlich verzögern und dessen befristete Anstellungen durch auslaufende Projektfinanzierungen nicht mehr gewährleistet sind.
Der gute Ruf der Universität Bern zeigt sich weiterhin in den steigenden Studierendenzahlen und den trotz Pandemie angestiegenen Drittmitteln im nationalen und internationalen Forschungsumfeld. Das ist sehr erfreulich.
Die nach wie vor sehr stabile Finanzierung durch den Kanton ermöglicht es der Universität, ihre strategischen Projekte in den kommenden Jahren weiterzuverfolgen und neue in Angriff zu nehmen. Das sind unter anderem «Medizin +100», «Vollstudium Pharmazie», «Center for Precision Medicine», «Digitalisierungsstrategie» und die Unterstützung des Aufbaus der Stiftung Wyss Academy for Nature.
Grundmittel / Drittmittel: Einnahmen der Universität, die zur strukturellen Grundfinanzierung der Universität dienen, zählen als Grundmittel.
Alle übrigen Einnahmen werden als Drittmittel ausgewiesen.
Interkantonale Universitätsvereinbarung (IUV): Die IUV regelt die Beteiligung der Kantone: Sie bestimmt, welchen Beitrag der Heimatkanton einer Studentin oder eines Studenten zur Abgeltung des Studiums bezahlt.
Bis 2016 wurden die Erträge der Dienstleistungsbetriebe unter Grundmittel verbucht, ab 2017 unter Drittmittel.
Grundmittel / Drittmittel: Einnahmen der Universität, die zur strukturellen Grundfinanzierung der Universität dienen, zählen als Grundmittel.
Alle übrigen Einnahmen werden als Drittmittel ausgewiesen.
Mittel privater Sektor: Einnahmen von Privatwirtschaft, Privatpersonen, Stiftungen und ähnlichen Organisationen.
Bis 2016 wurden die Erträge der Dienstleistungsbetriebe unter Grundmittel verbucht, ab 2017 unter Drittmittel.